Grüner Tee mit Minze: Marokkanische Gastfreundschaft

Im 9. Jahrhundert berichtet der arabische Händler Soliman von seinen Reisen nach China und erwähnt auch den Tee, den er als eine fast heilige Pflanze beschreibt, die von essentieller Bedeutung für die chinesische Gesellschaft ist. Dieser Handelsbericht ist, mit Ausnahme chinesischer Texte, die älteste schriftliche Erwähnung des Tees. Der Tee kommt über Pakistan, den Iran, die Arabische Halbinsel und die Türkei, etwa im 16. Jahrhundert bis nach Ägypten. Doch sein Weg endet dort und er kommt nicht über die lybische Wüste hinaus.

Der Tee in Marokko

Erst im 19. Jahrhundert wird der Tee im Maghreb eingeführt, als die Briten während des Krimkrieges ihre slavischen Märkte verlieren und neue Absatzmöglichkeiten suchen. So beginnen sie, ihren Tee in den Häfen von Mogador und Tanger einzuschiffen.

Das am weitesten verbreitete Getränk im Magrheb war bis zu jenem Zeitpunkt eine Art Tee aus Minze oder Wermut und es scheint, dass der importierte Tee bei der Bevölkerung sehr beliebt wurde, denn wenn er mit diesen Blättern vermischt wurde, nahm er dem Aufguss seine Bitterkeit, ohne Geschmack und Farbe zu verändern. Er wurde rasch ins gesellschaftliche Leben integriert und es entwickelte sich eine typisch marokkanische Art des Teetrinkens. Dank der Nomadenbevölkerung verbreitete er sich schnell im Maghreb und ganz Westafrika. Seitdem ist das Anbieten von Minztee ein Teil der marokkanischen Lebensart, und nicht nur in Marokko, sondern auch in vielen anderen arabischen Ländern.

Man trinkt ausschließlich Grünen Tee, meist Gunpowder, der für seine Frische und seine durstlöschende Wirkung bekannt ist.

Marokkanische Gastfreundschaft

 

Der Tee ist Ausdruck der marokkanischen Gastfreundschaft. Meist ist es das Familienoberhaupt, das ihn zubereitet, manchmal der älteste Sohn, wenn man nicht den Gast besonders ehren möchte und ihm diese Aufgabe anvertraut. Es werden zwei Teekannen gleichzeitig verwendet: in jeder wird eine großzügige Prise Grüner Tee gegeben, die mit kochendem Wasser gespült wird, um ihm die Bitterkeit zu nehmen. Dann wird eine Handvoll frischer Minzblätter und etwas Zucker hinzugegeben. Der Tee wird auf einem silbernen, fein gearbeiteten Tablett serviert und aus beiden Kannen in einem kunstvollen Bogen in kleine Gläser gegossen. Es werden drei aufeinander folgende Aufgüsse serviert, mit immer mehr Zucker. Aus Höflichkeit verabschiedet sich der Gast nach dem letzten Aufguss.

In der Wüste ist die Teezubereitung etwas anders und findet in kleinen emaillierten Metallteekannen statt. Sie werden mit Tee, Wasser und Zucker gefüllt und direkt ins Feuer gestellt. Es werden wie in Marokko drei aufeinander folgende Aufgüsse serviert. Die Touareg sagen, der erste sei stark wie das Leben, der zweite wohltuend wie die Liebe, der dritte sanft wie der Tod.

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